Alleine am Hauptplatz

pluenderung

(c) Gregor Schlatte

17h00: Ganz alleine – Ein bischen ungut fühl ich mich schon. Wie werden die Geschäftsleute die Aktion aufnehmen? Treffe ich wieder auf Ernst? Nun genau unter der Weikhard Uhr verbringe ich meine ersten 5 Minuten, OHNE dass mich irgendwer anspricht, geschweige denn sich Geld aus dem Teller nimmt.

17h05: Paparazzi. Plötzlich schwirrt eine Megaphon Fotographin um mich und schießt Bilder. Spricht mich an und erzählt mir von meinem Meister Thomas S. 🙂 Natürlich kenn ich den. Von Ihm stammt ja die Originale Idee. Dann plötzlich noch eine Dame mit Filmkamera von Puls4 oder Plus7 oder so. Filmt mich aus 2 Metern Entfernung. Das wird mir dann doch zu viel. Ich bitte Sie entweder mit Tele aus der Entfernung zu filmen oder abzubrechen, weil der Sinn und Zweck der Aktion ist ja mit Menschen zu sprechen und da ist eine laufende Kamera kontraproduktiv.

17h10: Plünderung Reloaded. Ähnlich wie beim Dom, entdeckt mich eine Frau aus dem Ausland. Zuerst versucht sie mir klarzumachen, dass sie leider nichts hat, was sie mir geben könnte. Das Schild mit “Geld verschenken” kann sie natürlich nicht verstehen. Ob ich mir eine serbokroatisch, slowakisch, romaneske Version des Schriftzuges zulegen sollte? Aufgrund der ersten Lehre befinden sich in meinem Teller heute nur 25 €, aber auch die werden flugs eingesammelt. Verständlich wenn ich Kinder hätte, denen ich Abfall zum Essen geben muss, ich würde auch alles nehmen.

17h15: Warums so gut tut. Endlich auch ein paar Leute die nicht nur Grinsen und vorbeihetzen, sondern nachfragen, Übereinstimmung signalisieren und es einfach gut finden. Und dann mein Highlight 🙂 Eine Mutter mit Kind (ca. 11 Jahre) tritt heran und fragt mich, was ich da mache? Ihr Kind wolle es wissen. Endlich eine Gelegenheit einen jungen Menschen davon zu erzählen. Davon, dass Österreich das achtreichste Land der Welt ist, und dass wir die Normalbürger der Mittelschicht jeder soviel Geld haben, dass wir uns alles mögliche leisten können. Und doch ist Geld doch nur dann sinnvoll, wenn es hilft andere Menschen glücklich zu machen. Kaufen um des Kaufens willen ist eine Unsitte unserer Zeit. Mit 30 € pro Monat können wir ein Kind in Afrika ernähren und in die Schule gehen lassen! Ein verständiges Lächeln im Gesicht des Kindes lässt mich hoffen, dass unsere Welt doch noch einen Weg finden könnte:

MIT einander zu leben und FÜR einander da zu sein

17h25: Refill und Gruppenschaufeln. Bestärkt durch dieses gute Gespräch beschließe ich nochmal nachzuladen. Ich hole mir noch ein paar Münzrollen aus der Bank und fülle mein Teller erneut. Frohen Mutes – Doch die Mär vom wundersamen Teller hat sich in Windeseile verbreitet. Die Frau bringt ihre FreundInnen mit und das Teller ist binnen weniger Minuten wieder leer. Und auch hier wieder, diesmal leider zu spät kommt ein Mann diesmal aus Herrmannstadt, Rumänien. Leider – kein einziger Cent mehr im Teller. Er bittet mich um Geld, doch 50 € auch dieses mal verschenkt, sage ich Nein es täte mir leid, lüge ich hätte kein Geld mehr. Auch ich habe meine Grenzen?

17h30: Zwa Käsekrainer mit Senf für die Seele. Nun da ich meine Alleineprüfung bestanden zu haben glaubte, merke ich wie hungrig ich bin. Also auf eine Käsekrainer zum Stand gegenüber. Auf dem Weg dorthin, treffe ich nochmal auf den Mann aus Rumänien. Wieder hält er mir seinen Zettel mit bruchstückhaftem Deutschtext hin und bittet um etwas zu Essen. Es soll wohl so sein. Also nicht EINE Käsekrainer sondern ZWEI. Ich erzähle ihm von meiner Mutter aus Sibiu (dt. Hermannstadt) und dass sie im Krieg als Kind nach Österreich flüchten musste. Glücklich verschlingt der Mann die Wurst. Glücklich esse ich mit dem Mann aus Rumänien zu Abend.

Merke: Es ist nie zu spät zu helfen, man kann immer umdrehen
und ein Stück des Weges zurückgehen.

Zu spät ist es nur, wenn man nicht mehr helfen WILL!

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